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Beitrag vom 13.10.2008
Marc Collin – Hollywood, Mon Amour
Tatjana Zilg
Seiner Grundidee ist der Nouvelle Vague-Chef treugeblieben. Hauchte er zuvor mit einem akkurat ausgewählten Ensemble an Sängerinnen den musikalischen Populär-Erinnerungen der Achtziger Jahre …
… ein in Bossa Nova-Rhythmen verpacktes neues Leben ein, so wendet er sich nun Melodien zu, die eng an visuelle Eindrücke gekoppelt sind, und hüllt sie in ungewohnte, an Bossa Nova und Jazz angelehnte Soundkostüme.
Der Epoche, in der Punk, New Wave und NDW ins Rollen kamen, entstammen auch die Soundtracks, aus denen Marc Collin sein Material für "Hollywood, Mon Amour" extrahierte. So wird hier insbesondere die Generation Golf Songs vorfinden, die das Feeling ihrer Jugend maßgeblich mitbeeinflussten, und kann diese nun in einem zeitgemäßen jazzig-lässigen Gewand in den Ohren zerfließen lassen.
Einige der Filme sind dank Video- und späterer DVD-Technik ohnehin zu zeitlosen Dauerbrennern auf den heimischen TV-Geräten geworden und somit auch einem jüngeren Publikum wohlbekannt. Anders als bei den Nouvelle Vague-Produktionen bat der Soundmaster ein internationales Ensemble an Sängerinnen ans Studiomikrofon. Einige haben sich erst kürzlich auf dem europäischen Parkett als Newcomerinnen einen Namen gemacht wie zum Beispiel Yael Naim aus Israel. Im März 2008 erschien ihr Debut "Yael Naim" auf dem deutschen Plattenmarkt und die einnehmende Kraft ihrer mädchenhaft zarten Stimme eroberte die Herzen des Publikums hierzulande. Unter der Regie von Marc Collin widmet sie sich mit "Flashdance ...What A Feeling" der Sehnsucht nach dem Ruhm, von dem fast jedeR in Teenager-Tagen träumte. Als der Film "Flashdance" über die Kinoleinwände flackerte, war der Identifikations-Faktor mit der Gruppe von Jungtalentierten, die an einer New Yorker Tanzschule jeden Tag den Schweiß treiben ließ, um sich ihren Zukunftsträumen anzunähern, groß. Der Titelsong verwandelte das Grundgefühl, das dazu motiviert, die harten Auswahltests für tänzerische Ausbildungen auf sich zu nehmen, in einen eingängigen Ohrwurm, der von Yael Naim in einem balladesk zurückgehaltenen Tempo, unterlegt mit melodramatischen Piano-Anschlägen, vorgetragen wird.
Noch weiter als zu Israel ist die Luftlinie zum Geburtsland von Cibelle. Marc Collin forderte die Brasilianerin auf, das flotte Tempo des Titelsongs von "Footloose" neu über die Tonspuren huschen zu lassen, was ihr vorbildhaft gelingt. Durch jazzige Kontrabass-Linien erhält der Song eine neue Stärke und gemeinsam mit der rauchigen, feminin tiefen Stimme, die des öfteren auch Höhen erklimmt, entwickelt er ungeahnte Qualitäten, die ihn zum Inventar für die anspruchsvolle Dancefloor-Beschallung werden lassen.
Nicht ganz so bekannt wie die beiden außereuropäischen Gastsängerinnen dürfte Nadeah sein, die hauptberuflich als Leadsängerin der britischen Rockband The Love Gods aktiv ist. Temporär im Team mit Marc Collin wendet sie sich der glamourösen Seite der Musikgeschichte zu. Unter anderem gibt sie "When Doves Cry" aus dem von Prince komponierten Soundtrack "Purple Rain" eine neue gesangliche Klangfarbe.
Zum weiteren stimmlichen Line-Up, das Marc Collin für sein Projekt gewann, gehört die Dänin Katrin Ottosen, deren experimenteller Electro Pop Sound nach ihrem Studio-Debut im November 2008 für Furore sorgen wird, die Londonerin Skye von Morcheeba, die Deutsche Dea Li, die Amerikanerin Juliette Lewis, die vor allem als Schauspielerin Berühmtheit erlangte, die Australierin Bianca Calandra, zugleich bildende Künstlerin, die Globaltänzerin Nancy Danino, die sich in Israel, Frankreich und Amerika zu Hause fühlt, und die Deutsche Leelou, die mit ihren zwanzig Jahren gerade erst der Teenager Zeit entwachsen ist und den Song "Don´t You (Forget About Me)" aus dem Teenie-Kultfilm "The Breakfast Club" neu interpretiert.
Weiterhören: Nouvelle Vague
Das Projekt im Netz: www.hollywoodmonamour.com
AVIVA-Tipp: Sanft dahinwehend wie von Nouvelle Vague gewöhnt entfalten sich die schon längst zum Pop-Klassiker gewordenen Melodien im Ohr und werben im modernen Outfit für neue Aufmerksamkeit. Die Einladung für einen auditiven Rundgang durch die Filmwelt der 1980er Jahre wird sicher nicht nur von CineastInnen gerne angenommen. Auch alle, die harmonische, einfallsreiche Songs mögen, die nicht laut, sondern angenehm einschmeichelnd daherkommen, werden ihre Freude an dem neuen Projekt von Marc Collin haben.
Marc Collin
Hollywood, Mon Amour
Label: Pias, VÖ September 2008